Die Matsalu-Bucht
Die Bucht von Matsalu mit ihren zahlreichen Inseln liegt gut geschützt zwischen den vorgelagerten Inseln Hiiumaa (Dagö) und Saaremaa (Ösel) am nördlichen Teil der Westküste Estlands wenige Kilometer südlich von Haapsalu. Die flache vier bis sechs Kilometer breite Bucht zieht sich einer Förde ähnelnd 16 Kilometer tief ins Land. Sie läuft sanft in sandigen Ufern aus, Gras, Röhricht und Binsen bieten ideale Bedingungen für viele Arten von Wat- und Wasservögeln, die hier ihre Jungen aufziehen. Auch der Seeadler ist hier heimisch. Der Fluss Kasari bildet am Ostufer der Bucht sein Mündungsdelta und fließt in die Ostseebucht.
Eerik Kumari – Der Begründer des estnischen Naturschutzes
Im Jahr 1957 zu Zeiten als Estland Teil der Estnischen Sowjetrepublik war, wurde zunächst die Region des Kasari-Deltas unter Naturschutz gestellt. Zu verdanken ist das letztlich dem estnischen Vogelkundler, Biologen und Heimatforscher Prof. Dr. Eerik Kumari (1912-1984). Er machte die Matsalu-Bucht als Naturparadies bekannt und gilt als Begründer des estnischen Naturschutzes. Von 1952-1977 war Kumari Leiter des Instituts für Zoologie und Botanik der Estnischen Akademie der Wissenschaften. Nach ihm wurde 1989 der renommierte Eerik Kumari-Preis für besondere Leistungen in den Biowissenschaften zum Schutz von Natur und Umwelt bekannt. Eine der Inseln im Kasari-Delta wurde nach dem Naturforscher „Kumari“ benannt, denn letztlich ist es Kumaris Engagement für dieses Kleinod zu verdanken, dass dort früh Ernst gemacht wurde mit dem Naturschutz.
Der Nationalpark Matsalu
Seit dem Jahr 2004 wurde die Bucht mit den umliegenden Landstrichen und den Schutzgebieten Puhtu-Lahelatu, Nehatu, Tuhu und Lihula zum Nationalpark Matsalu erweitert. Zum 486 km² großen Nationalpark zählen auch der Unterlauf des Kasari-Flusses und der Moonsund, also das Seegebiet Väinameri zwischen den vier Inseln Saarema, Hiiumaa, Muhu, Vormsi und der Festlandküste. Das Verwaltungszentrum des Matsalu-Parks befindet sich im einstigen Herrenhaus des Dorfes Pennijöggi (Penijõe) knapp 30 km südöstlich der Kreisstadt Haapsalu. Dort ist im Obergeschoss auch ein informatives Naturzentrum eingerichtet.
Mit seinen 275 verschiedenen Vogelarten sowie den 49 Fischarten, den 47 verschiedenen Säugetierarten und den 772 oft seltenen Pflanzensorten ist der Matsalu Nationalpark nicht nur sehr artenreich, sondern gilt als eines der wichtigsten Drehkreuze des Vogelzugs und nimmt als Rastgebiet eine Schlüsselfunktion auf der ostatlantischen Route des Vogelzugs ein. Allein mehr als 20.000 Kraniche rasten hier regelmäßig auf ihrem Zug.
Fünf Wanderwege, die wie Lehrpfade gestaltet sind, erschließen auch den Hobby-Ornithologen den Park, mehrere Beobachtungstürme ermöglichen den Einblick ins Vogelleben. Um die Lebenswelten des Matsalu-Nationalparks intensiv kennenzulernen, sollten Besucher am besten zwei Besuchstage reservieren, einen Tag für die Region am Nordufer, einen zweiten Tag für die Südküste und das Mündungsgebiet des Kasari-Flusses mit seinen vielen Inseln. BALTIKUMREISEN bietet eine solche ornithologische Kleingruppenreise unter fachkundiger Führung an, an der maximal zwölf Personen teilnehmen. So ist einerseits der bestmögliche Beobachtungserfolg, andererseits aber auch die geringstmögliche Beeinträchtigung der Natur garantiert.
Die Nordseite der Matsalu-Bucht erkunden
Weil die Landschaft um die Matsalu-Bucht schon früh so konsequent geschützt wurde, konnte dort eine in dieser Vielfalt selten zu findendes Landschaftsbild mit Auen, Strandwiesen, Röhrichten und Heideflächen entstehen. Es gilt heute als eines der bedeutendsten Vogelreservate im gesamten Ostseeraum und als einer der wichtigsten und größten Rastplätze beim Frühjahrs- und Herbstzug auf der ostatlantischen Flugroute. Versierte Ornithologen führen die kleinen Besuchergruppen zu den interessantesten Beobachtungspunkten. Von den Beobachtungstürmen aus sind je nach Jahreszeit unter anderem Bekassinen, Doppelschnepfen, Kampfläufer oder Grünschenkel zu beobachten, aber auch zahlreiche Wasservogelarten. Auch viele Gänsearten rasten hier, darunter Tausende von Blässgänsen und Weißwangengänsen.
Lohnenswert ist auch eine Wanderung durch den Laubmischwald, wo kundige Führer jede Menge Kleinspechte, Trauerschnäpper und Weißrückenspechte in ihrem Lebensraum den ornithologisch interessierten Besuchern zeigen können. Mit etwas Glück wird man auch auf den Seeadler treffen.
Am Südufer der Matsalu-Bucht unterwegs
Das Mündungsgebiet des Kasari-Flusses mit ca. 50 Inseln sowie ein breiter Uferbereich ist schon seit 1957 Naturschutzgebiet. Bei einer Bootstour durch das Schilfgebiet im Mündungsdelta des Kasari erlebt der Exkursionsteilnehmer eine weltvergessene unberührte Landschaft unter der Führung eines kundigen Nationalparkmitarbeiters. Viele Aussichtstürme ermöglichen einen weiten Blick über diese traumhafte Landschaft. Die Türme sind so postiert, dass vom Kasari-Fluß bis zur Ostseeküste die gesamte Landschaft zu überblicken ist. Hier sind im Frühjahr Zwergschwäne und große Brachvögel in großer Zahl zu beobachten. Wer seine Tour in den Südteil des Nationalparks für den frühen Morgen einplant, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dort auch Elche entdecken, die dort auf den Überschwemmungswiesen äsen.